Berufsbezeichnungen
- Unterscheidung der Berufsbezeichnung
- Voraussetzungen für die Ausbildung zum Psychotherapeuten
- Kassen-Therapieverfahren nach Psychotherapierichtlinien
3. Kassen-Therapieverfahren nach Psychotherapierichtlinien
Bei den gesetzlichen Krankenkassen gilt die Kostenübernahme nur für Behandlungen, die entsprechend der sogenannten "Psychotherapierichtlinien" durchgeführt werden, einer Serie von Vereinbarungen zwischen den gesetzlichen Krankenversicherern und den Kassenärztlichen Vereinigungen. Diese umfassen Behandlungs- und Antragsmodalitäten und die Einschränkung auf bislang drei Therapieverfahren:
Verhaltenstherapie als Verfahren, Tiefenpsychologisch-fundierte Psychotherapie und Analytische Psychotherapie. In letzterer gibt es drei generelle theoretische Richtungen: einmal die Psychoanalyse nach Sigmund Freud, die Analytische Psychologie nach Carl Gustav Jung und die Individualpsychologie nach Alfred Adler. Seit dem 16. Mai 2002 ist auch die Gesprächspsychotherapie als "wissenschaftlich anerkanntes Verfahren" bewertet worden, die Behandlung wird derzeit aber von den gesetzlichen Krankenkassen (noch) nicht bezahlt. Für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie ist die Gesprächspsychotherapie nicht anerkannt.
Der ärztliche Psychotherapeut ist ein Arzt mit einer Psychotherapie-Weiterbildung. Dazu gehören der Arzt mit der Zusatzbezeichnung "Fachgebundene Psychotherapie" und der Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Ein Arzt mit der Zusatzbezeichnung "Fachgebundene Psychotherapie" ist ein Facharzt mit einer Weiterbildung in den psychosozialen Fragen seines Faches (etwa beim Urologen die psychogenen Störungen der Sexualfunktion). Vor 2003 hießen diese Ärzte "Arzt mit Zusatzbezeichnung Psychotherapie". Ein Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie hieß vor 2003 "Facharzt für Psychotherapeutische Medizin" und hat sich auf die psychotherapeutische Behandlung, Prävention und Rehabilitation von psychosomatischen Erkrankungen spezialisiert. Ein Facharzt für Neurologie (Neurologe) ist ein Spezialist für Erkrankungen des Nervensystems wie multiple Sklerose oder Parkinson. Vor 2003 war die Bezeichnung Facharzt für Neurologie und Psychiatrie. Seit 2003 entfällt die Bezeichnung "Psychiatrie".
Ein Facharzt für Psychiatrie (Psychiater) und Psychotherapie führt die psychiatrische Grundversorgung und Richtlinien-Psychotherapie durch. Er behandelt im Gegensatz zum Psychologischen Psychotherapeuten auch medikamentös. Ein Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie behandelt Kinder- und Jugendliche psychiatrisch und psychotherapeutisch.
Psychoanalyse
Psychoanalyse als Wissenschaft
Die Psychoanalyse bezeichnet sich nicht nur als Wissenschaft vom
Unbewussten, sondern verfolgt - wie bereits Freud - den weitaus
höheren Anspruch, ein umfassendes Konzept zwischen Mentalem,
Körperlichem (Somatischem) als auch Soziokulturellem zu entwickeln.
Aus diesem Grund wird Psychoanalyse auch als eine "Wissenschaft
zwischen den Wissenschaften" bezeichnet. Psychoanalytiker arbeiten
an einer stetigen Differenzierung der psychoanalytischen Theorie und
Methodik - ergänzt um integrative Bemühungen - was zur Entstehung
einer Vielzahl psychoanalytischer Schulen mit unterschiedlichen
Schwerpunkten geführt hat. Dazu zählen z.B. Triebpsychologie,
Ichpsychologie, Objektbeziehungspsychologie, Selbstpsychologie,
Relationale und Intersubjektive Psychoanalyse und Strukturalistische
Psychoanalyse usw.
Psychoanalyse als Methodik
Des weiteren verstehen Psychoanalytiker die Psychoanalyse als eine
Methode, welche in seinen Grundzügen die von Freud entwickelten
Theorien und Methoden menschlichem Empfinden, Denkens und Verhaltens
sowohl des Einzelnen als auch überkulturell aller Menschen
verschiedener Völker untersuchen soll. (Vgl. Ich-Analyse und
Massenpsychologie; Freud). Dabei soll sich hinter der wahrgenommenen
Oberfläche der jeweiligen Verhaltensweisen (z.B. eines neurotischen
individuellen Verhaltens oder auch den Normen und Werten einer
kulturellen Gemeinschaft) eine dem Ich nicht mehr ohne weiteres
zugängliche, unbewusste Bedeutung verbergen. Diese Bedeutung sucht
der Analytiker über unterschiedliche Methoden wieder zugänglich zu
machen: Freies Assoziieren, Traumanalyse, Berücksichtigung der
"Freudschen Fehlleistungen", Archetypen (C.G. Jung), Metaphern u.ä.
Psychoanalyse als Therapie
Außerdem versteht sich die Psychoanalyse als psychotherapeutische
Behandlungsmethode, die dem Patienten Einsicht über die Ursache
seines Leidens vermitteln möchte.Dies findet z.B. bei der
klassischen Psychoanalyse statt, welche mehrmals wöchentlich über
einige Jahre hinweg dauert, und bei der der Patient (Analysand) auf
der Couch liegt und über die Symbole seiner Träume frei assoziiert,
während der hinter ihm sitzende Analytiker mit der Haltung der
"gleichschwebenden Aufmerksamkeit" zuhört, um aus diesen Unbewussten
dem entstammenden Informationen Diagnose und Therapie durchzuführen.
Hinzu kommen die heutzutage weit verbreiteten psychoanalytischen
Psychotherapien, bei denen sich Analytiker und Analysand
gegenübersitzen und lediglich ein bis zweimal wöchentlich treffen.
Zunehmend häufiger werden psychoanalytische Fokaltherapien bzw.
psychodynamische Kurzzeittherapien durchgeführt, in denen ein klar
umschriebenes Problem in insgesamt ca. 20 bis 30 Sitzungen behandelt
wird.